Wie bitte?!“ – Warum wir so oft aneinander vorbeireden (und was das mit vier Ohren zu tun hat)


Kennen Sie das? Sie sagen etwas völlig Harmloses – und plötzlich ist Ihr Gegenüber beleidigt. Oder jemand sagt Ihnen einen Satz, der Sie irgendwie trifft – obwohl er vielleicht ganz anders gemeint war. Willkommen im Alltag der Missverständnisse!

Die gute Nachricht: Es liegt nicht unbedingt an Ihnen. Und auch nicht nur am anderen. Es liegt oft daran, wie wir kommunizieren – und wie wir verstehen. Und da kommt ein gewisses Modell ins Spiel, das für viele Aha-Momente sorgt.

Das Vier-Ohren-Modell – Kommunikation mit eingebautem Stolperdraht

Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun hat ein Modell entwickelt, das zeigt, warum Kommunikation so oft schiefläuft: das Vier-Ohren-Modell.

Die Idee: Jede Nachricht hat vier Ebenen, und je nachdem, auf welchem „Ohr“ wir hören, verstehen wir sie ganz unterschiedlich.

  1. Sachinhalt – was ist die reine Information?
  2. Beziehung – was sagt der Sprecher über unser Verhältnis?
  3. Selbstoffenbarung – was gibt er von sich selbst preis?
  4. Appell – was will er von mir?


Und jetzt kommt der Clou: Während der eine vielleicht ganz sachlich spricht, hört der andere mit dem Beziehungs-Ohr – und zack, ist die Harmonie dahin.

Ein kleines Beispiel:

Sie sagen beim Autofahren: „Die Ampel ist grün.“

  • Sachebene: Die Ampel ist grün. (Fakt.)
  • Beziehungsebene: Ich bezweifle, dass Sie das selbst merken.
  • Selbstoffenbarung: Ich bin nervös oder ungeduldig.
  • Appellebene: Fahren Sie bitte endlich los!


Wenn Ihr Beifahrer das jetzt mit dem Beziehungs-Ohr hört, könnte die Reaktion lauten: „Du musst mich nicht bevormunden!“ Dabei wollten Sie vielleicht einfach nur helfen.


Weitere Klassiker:

Ihr Chef sagt: „Diese Präsentation war mutig.“

  • Sachohr: Sie war mutig.
  • Beziehungsohr: Er traut mir wenig zu.
  • Appellohr: Mach das bitte nie wieder so.
  • Selbstoffenbarungsohr: Ich bin gerade sprachlos, will aber nett bleiben.


Missverständnisse entstehen also nicht unbedingt, weil wir uns falsch ausdrücken, sondern weil wir mit dem falschen Ohr zuhören – oder auf einer anderen Ebene empfangen, als gesendet wurde.


Ganz praktische Hinweise für bewusstere Kommunikation:

  • Hören Sie bewusst hin: Mit welchem Ohr höre ich gerade?
  • Beim Sprechen: Welche Botschaft sende ich wirklich aus – und auf welcher Ebene?
  • Fragen Sie nach: Ein einfaches „Wie meinst du das genau?“ kann ganze Dramen verhindern.
  • Verstehen Sie sich selbst: Manche Menschen haben z. B. ein sehr sensibles Beziehungsohr – und hören Kritik, wo keine ist.
  • Nehmen Sie’s mit Humor: Wenn Sie merken, dass Sie gerade wieder etwas zu persönlich nehmen – atmen Sie durch und schmunzeln Sie innerlich. Es ist ganz normal.


Fazit:

Kommunikation ist wie ein Radiosender mit vier Frequenzen. Wenn Sender und Empfänger nicht auf dem gleichen Kanal funken, rauscht es im Gespräch. Aber wenn wir wissen, dass es diese vier Ebenen gibt – und welches Ohr gerade aktiv ist – dann können wir nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern auch echte Verbindung schaffen.


Also: Spitzen Sie die Ohren – am besten alle vier. Es lohnt sich. Versprochen.

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